Steinbach Süd und Ost

Praxisbeispiel zum Qualitätsstandard 2: "Gemeinwesenarbeit stellt die Interessen der Menschen in den Quartieren ins Zentrum des Handelns und ermöglicht das selbstwirksame und solidarische Einstehen für gemeinsame Interessen""
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Steinbach Süd und Ost

Wie ist die Gemeinwesenarbeit vor Ort verankert?

Die Gemeinwesenarbeit ist im Stadtteilbüro Soziale Stadt, einem kleinen, lebendigen, von vielen Menschen gestalteten Ort, verankert. Der Träger ist der Caritasverband Taunus e.V. Die Anbindung des Stadtteilbüros an die Kommune, die Stadt Steinbach, ist eng und sehr konstruktiv. Gleichsam bestehen sehr gute Verbindungen zu den Kooperationspartnern, mit denen ebenso eine rege Zusammenarbeit stattfindet. Dadurch sind wir auch in der Lage, das Bürgerhaus, weitere Räume der Stadt, aber auch Räumlichkeiten der katholischen und der evangelischen Kirchen für die vielen Angebote der engagierten Steinbacher:innen nutzen zu können.

Wie wurde der Qualitätsstandard umgesetzt?

Das gesellschaftliche Leben in der Stadt Steinbach (Taunus) wird maßgeblich von organisierten Gruppen und Institutionen getragen. Die Stadt Steinbach (Taunus) möchte allen die Teilnahme an der gesellschaftlichen Entwicklung ermöglichen und hat dazu eine Organisationsstruktur geschaffen. Um dieses Ziel zu erreichen wurden im Laufe des Jahres 2021 die Interessengruppen gebildet, je zwei Sprecherinnen und Sprecher wurden gewählt. Der Gesamtbeirat stellt die Plattform der Bürgerbeteiligung dar und fand erstmals am 29. März 2022 statt. Durch die Bürgerbeteiligung an den IGs und dem Gesamtbeirat haben die Bürgerinnen und Bürger aktiv die Möglichkeit sich einzubringen. 

Zusammensetzung des Gesamtbeirats

Der Gesamtbeirat setzt sich aus je zwei stimmberechtigten Sprechern der Interessengruppen und weiteren nicht stimmberechtigten Mitgliedern zusammen. Die stimmberechtigten Sprecher vertreten jeweils die Anliegen und Interessen aus ihrer IG und bringen Vorschläge vor. Die nichtstimmberechtigten Mitglieder haben die Aufgabe Unterstützung bei der Planung und Durchführung von Anliegen der Bürger zu gewähren und als Multiplikatoren zu wirken. 

Es gibt u.a. IG´s zum Thema Barrierefreiheit, Familie, Jugend, Nachhaltigkeit und Senior:innen.

Durch diese Struktur nehmen die Menschen ihre Themen selbst in die Hand und verbessern ihre Lebenswelten. Sie treffen sich zu unzähligen gemeinschaftlichen Vorhaben, die sie, begleitet von der GWA, umsetzen. Sie schaffen damit ein breites Angebot für sich und andere, das die Lebensqualität von allen verbessert. Und sie fühlen sich durch ihr Engagement selbst bereichert. Die Menschen sind zudem mittlerweile nachbarschaftlich viel besser verbunden.

Empowerment und Diversity sind die Methoden, die verbunden mit einem niederschwelligen Zugang – wir haben die Türe offen, wann immer möglich – und einem Begegnen auf Augenhöhe maßgeblich zur Umsetzung beitragen. Gelebte Achtung und Wertschätzung, Verlässlichkeit, Vertrauensbildung und vorgelebtes Engagement sind unsere Türöffner gegenüber Bewohner:innen aus dem Quartier. Wir schaffen Rahmen, in denen sie sich wohlfühlen, sich und ihre vielen Ressourcen zeigen und sich weiterentwickeln können. Zudem bauen bzw. pflegen wir unsere verschiedenen Netzwerke innerhalb des Quartiers, der Stadt, der breiten Stadtgesellschaft und der übergreifenden Ebenen in der Region.

Stolz sind wir auf die vielen großartigen Steinbacher:innen mit Wurzeln in 120 Ländern, die sich so begeistert einbringen. Stolz sind wir auch darauf, dass wir hier in Steinbach mit wirklich begrenzten Ressourcen gemeinsam so viel auf die Beine stellen. Die Konzipierung des Gesamtbeirats mit seinen Interessengemeinschaften war ein herausragender Entwicklungsschritt im Gemeinwesen, den die Menschen höchst engagiert mitgegangen sind und als Expert:innen leben. Sie nutzen diese Gestaltungsspielräume und Möglichkeiten zur Teilhabe außerordentlich erfolgreich.

Energie, immer weiterzumachen, geben uns neben allem, was oben schon genannt wurde, vor allem die vielen Menschen, mit denen wir in Steinbach auf so einer wertschätzenden Basis zusammenarbeiten. Menschen aller Alter, die aus verschiedensten Lebenshintergründen kommen, verschiedenste Ressourcen in sich tragen, immer mehr Selbstmächtigkeit sich erarbeiten – und ihre Wege machen, in ein zufriedenes Leben. Es ist sehr zufriedenstellend, Teil einer so starken Gemeinschaft zu sein.

Welche Tipps habt ihr für andere GWAler:innen?

Menschen – altersübergreifend und kulturübergreifend – für gemeinschaftliches Tun zu gewinnen, äußerst niederschwellig beginnen mit etwas, das alle verbindet und wo jede/r etwas dazutun kann, wie beispielsweise gemeinsam Kochen und Essen – dies ist ein „Rezept“, das sich dann auf viele andere weitere gemeinsame Interessen ausweiten lässt (bspw. Fahrrad reparieren, aber auch Themen, wie Nachhaltigkeit, Seniorenthemen oder Barrierefreiheit in altersgemischten Gruppen zu bearbeiten). Wir als GWA bleiben in Kontakt mit den Gruppen, mit den Menschen in den Gruppen, begleiten die Gruppendynamik, bauen Brücken untereinander und zu weiteren Interessierten, sind behutsam „am Ohr“- individuell und begleiten (nur) so viel wie nötig. Hierbei lassen sich dann gleich viele Qualitätsstandards umsetzen, denn wir stellen die Bewohner:innen ins Zentrum, stärken ihre Handlungsfähigkeit und Selbstorganisation, agieren Zielgruppen übergreifend und bearbeiten dabei auch sich zeigende Konflikte, wovon mancher sich als Wirkung gesellschaftlicher Konflikte entpuppt.

Bärbel Andresen

Caritasverband Taunus e.V.

baerbel.andresen@caritas-taunus.de

gefördert seit 2016

GWA seit 2016 vor Ort

Förderung von Gemeinwesenarbeit in Hessen

Mit der Servicestelle Gemeinwesenarbeit, die im Rahmen dieser Richtlinie gefördert wird, unterstützt die Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte Hessen e.V. die Umsetzung und Weiterentwicklung der Gemeinwesenarbeit in Hessen. Das Angebot richtet sich an alle Akteur_innen, die mit Hilfe der Gemeinwesenarbeit die Lebensbedingungen in benachteiligten Stadtteilen und Quartieren verbessern möchten. Die Servicestelle Gemeinwesenarbeit steht u.a. für Beratung, Wissenstransfer, Erfahrungsaustausch, Fortbildung und bei inhaltlichen Fragen rund um das Förderprogramm des Landes zur Verfügung.