Marburg Stadtwald

Praxisbeispiel zum Qualitätsstandard 2: "Gemeinwesenarbeit stellt die Interessen der Menschen in den Quartieren ins Zentrum des Handelns und ermöglicht das selbstwirksame und solidarische Einstehen für gemeinsame Interessen""
Name des Standorts

Marburg Stadtwald

Wie ist die Gemeinwesenarbeit vor Ort verankert?

Der Träger IKJG e.V. blickt im Jahr 2025 auf eine 40-jährige Stadtteilarbeit zurück und hat maßgeblich die positive Entwicklung des Gemeinwesens beeinflusst.

Seit 2015 wird ein ehemaliges Kasernengebäude zu einem Stadtteilzentrum und zum Sitz des Trägers selbst umgebaut. Seit 2021 werden explizit Strukturen zur Entwicklung selbstorganisierter Gruppenaktivitäten und zur Verantwortungsübernahme aller Beteiligten am Stadtteilzentrum aufgebaut.

Wie wurde der Qualitätsstandard umgesetzt?

Wichtig ist uns zu betonen, dass es ohne eine entsprechende und vehement reflektierte Haltung unserer Meinung nach nicht geht. Die wichtigsten Stichworte sind:

  • Austausch auf „echter Augenhöhe“ (konsequente Orientierung am Eigeninteresse der Menschen)
  • Verneinung des Stellvertreterprinzips (tu nichts was die Beteiligten selbst tun können, tue alles, damit sie es nach ihren Möglichkeiten selbst umsetzen können).
  • Ergebnisoffenheit in der gesamten Entwicklung.
  • Vernetzung in aktive Strukturen (Transparenz und Wissen über Prozesse herstellen)

Im Stadtteilzentrum entsteht ein vielfältiger Ort, der die Entwicklung des Stadtwaldes insgesamt bereichert. Der Standort ist offen für selbstorganisierte, eigenständig funktionierende Gruppen, wenn diese auch offen für Menschen aus dem Stadtteil konzipiert sind. Sichergestellt wird dies durch öffentliche Bekanntmachung im Stadtteilkalender und weitere Öffentlichkeitsarbeit. Wir unterstützen beim Aufbau und bei der Weiterentwicklung solcher Gruppen und integrieren diese in die Nutzer:innenkonferenz.

Sicherstellung der Beteiligung und Mitverantwortung von Nutzer:innen: Über die Nutzer:innenkonferenz (ca. 3-4x Jahr) setzen wir (aktuell) durch die GWA-Fachkraft ein moderiertes Versammlungsformat um, bei dem Beratung und gemeinsame Beschlussfassung aller beteiligten Nutzer*innen stattfindet. So können Projekte in den Gruppen entwickelt werden, Themen im Vorfeld identifiziert werden und gemeinschaftlich Lösungen und Vorhaben auf den Weg gebracht werden. Die IKJG e.V. ist als Betreiber der Räumlichkeiten durch die pädagogische Leitung vertreten, die die Interessen des Trägers einbringt. An Beschlüssen und Anträgen sind grundsätzlich alle Aktiven beteiligt, wodurch auch geteilte Verantwortung für die Entwicklung entsteht. Dies wirkt nachhaltig in die soziale Stadtteilentwicklung.

Welche Tipps habt ihr für andere GWAler:innen?

Lest auch ältere GWA-Quellen und profitiert (kritisch) von deren Erkenntnissen.

Das für mich entscheidende Praxiswissen in der Gemeinwesenarbeit ist in den allermeisten Fällen personengebunden. D.h. nach dem Studium ist vor dem Studium. Ich bin sehr dankbar, dass ich auf solche wertvollen Wissensbestände in meiner über 5-jährigen Tätigkeit im Büro für Gemeinwesenarbeit in Düren zugreifen konnte.

Gute und bewährte GWA-Methodik zu finden kann ein langer Suchprozess sein, der sich sehr lohnen kann. Er endet jedoch nicht mit dem Wissen, sondern muss immer wieder neu in Institutionen und Förderzusammenhängen bekannt gemacht werden, in seiner Bedeutung mutig und entschieden von Fachkräften in Leitungs- und Entscheidungsstrukturen getragen und verteidigt werden.

Bildet Arbeitskreise in denen GWA-spezifische Haltung entwickelt und reflektiert werden kann und in denen das Know-How gut fließen kann.

Werdet Mitglied in einem entsprechenden Verein oder informiert euch dort über aktuelle Sichtweisen (z.B. LAG SBH, FOCO, BAG Soziale Stadtentwicklung etc…)

Marcel Funk

IKJG e.V.

funk@ikjg.de

gefördert seit 2016

GWA seit 2015 vor Ort

Förderung von Gemeinwesenarbeit in Hessen

Mit der Servicestelle Gemeinwesenarbeit, die im Rahmen dieser Richtlinie gefördert wird, unterstützt die Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte Hessen e.V. die Umsetzung und Weiterentwicklung der Gemeinwesenarbeit in Hessen. Das Angebot richtet sich an alle Akteur_innen, die mit Hilfe der Gemeinwesenarbeit die Lebensbedingungen in benachteiligten Stadtteilen und Quartieren verbessern möchten. Die Servicestelle Gemeinwesenarbeit steht u.a. für Beratung, Wissenstransfer, Erfahrungsaustausch, Fortbildung und bei inhaltlichen Fragen rund um das Förderprogramm des Landes zur Verfügung.